Ehrenamt im YCN: Günther Schlegel, Verwaltungsleiter im Vorstand
Vizepräsident des BSV im Interview – Neue Herausforderungen
Zusammen mit Sibylle Merk und Markus Reger hat Günther Schlegel aus Nürnberg, als einer der beiden Vizepräsidenten, mit der Wahl Ende November 2020 das Ruder des BSV übernommen. Das neu gegründete Medien Team war mit ihm im Gespräch.
Beginnen wir mit Ihnen als Segler: Welche Boote sind Sie bisher gesegelt?
Wie bei den meisten von uns, lernte auch ich die Physik des Segelns als Kind auf dem Opti. Danach ging es mit Korsar auf
DM und EM sowie im FD und H-Boot bis zur Deutschen Meisterschaft. Ein Korsar und ein H-Boot gehören bis heute zu meinen schwimmenden Fortbewegungsmitteln. Mit dem Einstieg ins Berufsleben blieb weniger Zeit zum regelmäßigen, aktiven Regattasegeln. So konzentrierte ich mich eher auf Langstrecken und seit vielen Jahren auf unsere clubeigene „Lone Star", die in der Ostsee liegt; die Ex-„Suca", eine 13 Meter Mahagoniyacht Baujahr 1968, die 1969 am Admirals Cup teilnahm.
Ihr Favorit? Dickschiff oder Jolle?
Beides auf seine Art interessant. Aber zugebenerweise mit zunehmendem Alter weiß man schon die gewisse Bequemlichkeit eines Dickschiffs zu schätzen. Gerne segle ich auf unseren clubeigenen J/70; quasi Jollenfeeling für „best ager".
Vorschoter oder Steuermann?
Auch wenn ich die Position des Steuermanns bevorzuge, habe ich kein Problem als Vorschoter meine Rolle zu übernehmen. Der zeitweise Wechsel bietet die Chance für den Steuermann, die Situationen seiner Crew besser zu verstehen.
Welcher besondere Moment an Bord bleibt für immer in Erinnerung?
Schwer zu sagen. Es gibt für mich nicht DEN schönsten Moment. Segeln ist für mich wie Urlaub. Ein Tag auf dem Wasser
ist für mich Entschleunigung pur. Ein Äquivalent zu einer Woche eines „normalen" Urlaubs. Doch, ein Erlebnis ist mir in besonderer Erinnerung. Ein Törn Oslo-Göteborg, die Schären. Es war faszinierend, den 50 Meter nach oben ragenden Fels des Ufers an Bord seiend mit der Hand berühren zu können und das Echolot zeigte 70m. Die Farben, die Landschaft, die natürlichen Häfen, das war beeindruckend.
Was steht noch auf der seglerischen bucket list?
Möglichst häufig das „Hier-und-Jetzt" nutzen und genießen zu können. Dafür braucht es für mich nicht DAS eine Ziel. Das von vielen angestrebte Ziel Transatlantik reizt mich wenig. Ich finde es interessanter, „Land in Sicht" zu haben und die Silhouette eines Ufers im Kontrast zur Weite des Wassers. Eine besondere Faszination hat für mich über Nacht zu segeln.
Facetten des Sports? Und Breiten- oder Spitzensport?
Die Mischung macht's. Der Breitensport im Verein, dem ein höherer Stellenwert zuteilwerden sollte, kann die potenziellen
Talente der Zukunft an den Sport heranführen. Ohne Breitensport kein Spitzensport, das wird leider manchmal vergessen.
Jeder fängt mal klein an. Der Spitzensport wiederum hat für viele Vorbildcharakter und ist reizvoll. Das zeigt, welche Möglichkeiten in unserem Sport stecken. So wird Segeln für die Öffentlichkeit wahrnehmbar und damit auch für Sponsoren interessant. Uns alle vereint die Liebe zu Wind und Wasser, zur Natur. Es gibt noch so viele Facetten: Schulsport, Integratives Segeln, Förderung des Segelns in gemischten Crews. Segeln ist eine der wenigen Sportarten die im Team altersübergreifend ausgeübt werden kann. Jeder kann seine Fähigkeiten bestmöglich einbringen; die Erfahrung des Oldies an der Pinne und die Kraft der Jugend an den Winschen, als ein Beispiel.
Seit bald zwei Jahrzehnten sind Sie ehrenamtlich aktiv für den Yacht-Club Nürnberg; die letzten 12 als Verwaltungsleiter. Warum jetzt noch das ehrenamtliche Engagement im Bayerischen Seglerverband?
Als Jugendlicher wurde mir durch die damals Ehrenamtlichen im Segelsport viel gegeben. Jetzt möchte ich meinen Beitrag dazu leisten, etwas in die Seglergemeinschaft zurückzugeben. Vereine und Verbände, die es seit vielen Jahrzehnten gibt, laufen manchmal Gefahr, ausschließlich an Bestehenden festzuhalten. Unsere Gesellschaft verändert sich und wir müssen darauf Antworten finden Es bedarf des Überdenkens; was setzt man fort, was hält man in anerkennender Erinnerung und was verändert man, um Bestand in der Zukunft zu haben, interessant für seine Mitglieder zu sein.
Was sind die Ziele bis zur nächsten Wahl?
Wir wollen vereinsübergreifende Segel-Trainings & Schulungen in neu zu bildenden „Treffpunkten" fördern. Vereine können sich gegenseitig unterstützen, Synergien nutzen und Kompetenzzentren in der Fläche aufbauen. Diese können als Brücke vom Breitensport zum leistungsorientierten Segeln in den regionalen Stützpunkten fungieren. Sie sollen die Möglichkeit geben, potenzielle Talente zu erkennen und weiter zu entwickeln. Die Themen „Surfen" und „Kiten" etablieren sich in immer mehr Vereinen erneut bzw. neu. Dies soll unterstützt werden. Zum Anfang wird in Ergänzung zur Spartentrainerin Surfen, dieses Jahr einen Lehrgang „Surftrainer" in Bayern geben. Im Gespräch mit verschiedenen Vereinen, die bereits in dem Bereich aktiv tätig sind oder sich dafür interessieren, zeigte sich großes Interesse beim Auf- und Ausbau des integrativen Segelns. Hier können wir uns eine Kooperation des BSV zur Unterstützung der Vereine mit dem BVS (Behinderten und Rehabilitationsverband) gut vorstellen. Wir würden uns freuen weitere Vereine für dieses Thema begeistern zu können. Melden Sie sich! Ohne Aus- und Weiterbildung geht es auch in unserem Sport nicht. Wir haben mit Peter Wackerbauer einen kompetenten Partner als neuen Obmann „Ausbildung" gewinnen können. Durch vermehrte Schulung zum „Trainer C Breitensport" oder „- Leistungssport" kann jeder Verein nicht nur die Qualität seines Angebots optimieren, sondern auch ihm zustehende Fördergelder abrufen. Rund 500 Regatten im Jahr auf bayerischen Gewässern benötigen Wettfahrtoffizielle; hier gibt es einen erheblichen Bedarf an zusätzlichen, gut ausgebildeten Wettfahrtleitern und Schiedsrichtern. Um dem Rechnung zu tragen, wird sich der BSV mit einem erweiterten Programm in diesem Bereich künftig stärker engagieren.
Alle Vereine, unabhängig von ihrer Größe, sollen mehr mit in die Gestaltung des Verbandes einbezogen werden. Wir sind schließlich Dienstleister unserer Mitglieder. Da ist es wichtig zu wissen was die Basis braucht und gemeinsam zu gestalten. Um die Kommunikation „nach innen" ebenso wie „nach außen" zu realisieren und zu fördern wurde eine Medien-Gruppe ins Leben gerufen; Bernd Hassenjürgen, Sylvie Schneider und Alexander Beck nehmen sich dieser Aufgabe an. Um die gesamten Facetten unserer schönen Sportart darstellen zu können ist der Austausch und die Zusammenarbeit mit den Regionen maßgeblich erforderlich und gewünscht. Machen Sie mit! Schicken Sie interessante Berichte und tolle Bilder an medien@bayernsail.de.
Sylvie Schneider