Wir sind Offshore Youngsters – Commodore Cup & Herbsttour 2024
Die Nachwuchsveranstaltung besteht aus der Regatta Commodore Cup und der daran anschließenden Herbsttour und richtet sich speziell an Jugendliche und junge Erwachsene von 16–27 Jahren, die ein ambitioniertes Interesse am Seesegeln haben. Beim Commodore Cup, von Kiel nach Travemünde, erhalten junge SkipperInnen die Gelegenheit, ein Boot mit junger Crew zu führen. Schwerpunkt der Veranstaltung soll dabei die Förderung und Ausbildung des Seesegel-Nachwuchses sein. Um den Teamgeist und vor allem die seglerischen Fähigkeiten der Crew weiter zu stärken, geht es anschließend als Flottille quer über die Ostsee. Die Reiseroute folgt Wind und Laune.
Offshore Youngsters bedeutet viele junge Menschen mit dem selben Interesse – und die Lone Star mittendrin! Wir haben Bock auf Seesegeln und wollen junge SeglerInnen fördern und begeistern. Für den Commodore Cup sind wir insgesamt zu acht unterwegs. Alle zwischen 16–24 Jahren, auch Skipperin und Co-Skipper. Unsere Crew sammelt in diesen Tagen teils ihre ersten Erfahrungen auf See.
Wir starteten in der ersten Startgruppe um 0630 Uhr. Für unsere Crew hieß es also am Samstag früh um 0530 alle an Deck und bereit zum Ablegen in Kiel-Schilksee. Das erste Highlight gab es als Belohnung für das frühe Aufstehen, direkt zu Beginn: Regattastart bei Morgenrot mit wunderschönem Sonnenaufgang. Zum Start haben wir noch leichten Wind, der uns erst unter Blister, dann mit unserem Spi in Richtung Fehmarn bringt. Keine guten Bedingungen für unsere Lone Star. Nach und nach ziehen Schiffe aus den Startgruppen hinter uns an uns vorbei, es heißt Nerven behalten! Dafür nutzen wir die Zeit zum Lernen der Handhabung des Schiffes und unserer verschiedenen Vorsegel.
Gegen Nachmittag landen wir in der kompletten Flaute. Durch Funk hören wir bereits Boote aufgeben. Wir sind ebenfalls am überlegen und rumrechnen, als die ETA zwischenzeitlich mal auf 1700 steht, für Dienstag… Aber bis zu unserem „Breaking Point“ haben wir noch ca. 2h, also hoffen wir darauf, dass der Wind tatsächlich gegen Abend leicht auffrischt, und halten die Füße still. Außerdem wird durch die Wettfahrtleitung die Bahnverkürzung bei Staberhuk-Ost bekanntgegeben. Es ist also Hoffnung in Sicht.
Auf den auffrischenden Wind müssen wir lange warten, aber tatsächlich kommen wir kurz vorm Fehmarn Belt wieder etwas in Schwung. Wir machen 3–4kn Fahrt und der Zieleinlauf ist mit Bahnverkürzung und verlängertem Zeitlimit für uns wieder realistisch. Die Durchfahrt ist erstaunlich ruhig mit wenig Schiffsverkehr, nur zwei Fähren fahren hinter uns durch. Eine komische Begegnung mit einer unbeleuchteten, nicht eingetragenen Spieren Tonne war die einzige ungemütliche Aufregung dieser Nacht. Für unsere Crew ist es die erste Nachtfahrt und das erste Mal, dass in einem Wachsystem gesegelt wird.
„Wettfahrtleitung für die Lone Star heißt es endlich durchs Funkgerät.“ Ist da am anderen Ende überhaupt noch jemand wach? Endlich queren auch wir die Ziellinie. Unsere Zielzeit 0556 Uhr. Wir sind das letzte Boot für den Commodore Cup 2024, aber wir fühlen uns trotzdem wie Sieger. Stolz, dass wir als Team des YCN dabei sind und es trotz der sehr unpassenden Bedingungen durchgezogen haben. Eine großartige Erfahrung! Die Skipperin reicht zur Feier des Tages eine heiße Trinkschokolade an Deck. Maschine an! Wir nehmen direkten Kurs Richtung Travemünde.
Beim Lübecker Yachtclub in Travemünde angekommen, werden wir bereits herzlich empfangen. Als alle Leinen fest sind, ist die Siegerehrung leider gerade vorbei. Nicht schlimm, unser größter Gewinn ist der Lernfortschritt unserer Crewmitglieder und diese tolle Erfahrung. Essen gab’s trotzdem noch für uns, also erstmal mit Würstchen und Salat den Magen vollschlagen.
Dann heißt es Abschied nehmen: Drei unserer Crew-Mitglieder müssen am Sonntag in Travemünde von Bord, die Arbeit und Uni rufen. Die restliche Crew bleibt mit einem traurigen und einem fröhlichen Auge zurück. Endlich Platz an Bord!
Für uns schließt an den Commodore Cup nun die Herbsttour an. Gemeinsam wollen wir mit ein paar weiteren Booten noch etwas über die Ostsee segeln und die Erfahrungen und Kenntnisse der letzten Tage für unsere Crew vertiefen. Dieses Jahr mit dabei sind die Broader View Hamburg – des Hamburgischen Verein Seefahrt (HVS), die Vagus – mit der Juniorencrew des Deutschen Segler Verbandes (DSV), die MACI – des Kieler Yacht-Clubs (KYC) und der Schlüssel von Bremen – der Segelkameradschaft das Wappen von Bremen e.V. (SKWB)
Die anderen Boote der Herbsttour sitzen schon auf heißen Kohlen, sind ja schließlich auch einige Stunden früher in Travemünde angekommen. Nach einem kurzen Kennenlernen wird beschlossen, bereits am Sonntagabend zum ersten Etappenziel aufzubrechen. Erster Stopp ist also Burg auf Fehmarn. Die Lone Star bleibt als einziges Boot der Herbsttour in Travemünde zurück. Wir brauchen Schlaf, vor allem Frau Skipperin. Wir entscheiden also, am Montag früh aufzubrechen. Bei dem vorhergesagten Wind sollten wir es sehr gut zum nächsten Etappenziel schaffen. Für Montagabend fällt die Entscheidung nämlich auf Bagenkop. Kein Katzensprung, aber das frühe Aufstehen lohnt sich. Der Wind schiebt uns von achtern in Richtung Fehmarn. Mit um die 7–8kn rauschen wir in Richtung Ziel. Nach dem Geduldspiel am Samstag und Sonntag während der Regatta richtiger Balsam für unsere Seele. Endlich richtig segeln! Bei Maultaschen-Suppen Frühstück mit Backerbsen und kurzfristigem Top-Speed von 9.5kn, akzeptiert man auch den Verlust, dass unter Deck kurzerhand der – zum Glück fast leere – Suppentopf vom Herd fällt. Im Handumdrehen erreichen wir die Brückendurchfahrt. Nach der Brücke lässt der Seegang, zur Freude der schon leicht mitgenommenen Crew, deutlich nach. Wir kreuzen leicht vor dem Wind Richtung Fehmarn. Irgendwann tauchen auch die anderen Boote am Horizont auf.
Gegen Nachmittag erreichen wir den fast komplett leeren Hafen von Bagenkop. Nach einem geschickten Anlegemanöver liegen wir schließlich zwischen BroVie, Vagus und dem Rest im Hafen. Ein hervorragender Segel-Tag, den wir mit einem schönen Abendessen und einer Besichtigung der anderen Boote ausklingen lassen. Am Dienstagmorgen ist leider Schietwetter in Bagenkop und alle kommen etwas schwer aus den Federn. Nicht schlimm, unser einziges Ziel ist es, nicht als letztes abzulegen. Wir brauchen etwas Vorsprung zum nächsten Etappenziel.
Für heute ist nur eine Mini-Strecke geplant. Es geht nach Maasholm in der Schlei. Wir sind gemütlich, mit 1.Reff und kleinerer G4 unterwegs, die Lone Star macht trotzdem ganz gut Fahrt. Irgendwann taucht am Horizont neben uns ein weiteres Schiff auf. Aha! Die BroVie „schleicht“ sich da von hinten an und will einmal zum „Hallo“ sagen an uns vorbeifahren. Kurz mal rüber winken, und so schnell sie da sind, sind sie, mit ihren um die 10kn auf der Logge, auch schon wieder weg. Was ein netter Besuch! Jetzt geht’s freudig die letzten paar Meilen Richtung Maasholm. Wir freuen uns auf den Abend mit den anderen jungen Seglern und Seglerinnen im Hafen. Leider auch schon unser letzter gemeinsamer Abend für diese Tour.
Am Mittwochmorgen brechen wir alle gemeinsam im Hafen von Maasholm auf. Es ist ein Light-House-Race geplant. Das heißt, es gibt eine kleine Abschlussregatta zum Kiel-Leuchtturm. Wir können leider nicht mitfahren, denn wir wollen uns bereits auf den Weg nach Heiligenhafen machen. Traurig, aber vernünftig, denn für Donnerstag sind starke bis sturmartige Winde vorhergesagt. Wir planen einen Hafentag einzulegen.
Nach einem ausgiebigen Frühstück heißt es am Freitagvormittag zum letzten Mal: Leinen los. Wir machen uns auf den Weg Richtung Fehmarn. Bei hervorragenden Bedingungen von 15–18kn Wind machen wir zügig Fahrt. Gegen Mittag sind wir bereits kurz vor dem Ziel. Ne, wir wollen jetzt noch nicht in den Hafen! Die guten Bedingungen müssen wir noch etwas nutzen. Also steht Weitersegeln auf dem Plan. Jeder darf nochmal ans Steuer, bei seemännischen Aufgaben unterstützen und den letzten Seesegeltag für dieses Jahr genießen. Wir entscheiden uns, der Kardinaltonne Staberhuk-Ost, wo wir am Regatta-Sonntag bei Dunkelheit durchs Ziel gefahren sind, nochmal einen Besuch abzustatten. Mal ansehen, wie die Küste und der Leuchtturm bei Tag aussehen. Gegen Abend sind wir glücklich und müde in Burgtiefe.
Dort endet unsere Reise nach 303sm, und auch die der Lone Star für 2024.
Stefanie Krautwald